Hinweis: Der folgende Text ist ein Gastbeitrag. Er gibt die persönliche Auffassung der Autorin beziehungsweise des Autors wieder. Der Beitrag ist keine Meinungsäußerung des Bundesministeriums für Gesundheit.

Gastbeitrag: Stefan Schwartze MdB

Long-COVID-Patientinnen und -Patienten sind dringend auf Unterstützung angewiesen, schreibt der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze MdB, in seinem Gastbeitrag.

Veröffentlicht am 08.09.2023

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Long-COVID-Patientinnen und -Patienten sind dringend auf Unterstützung angewiesen

Die optimale Versorgung und der angemessene Umgang mit Patientinnen und Patienten, die unter langfristigen Folgen einer Corona-Infektion leiden, sind eine enorme Herausforderung für das Gesundheitssystem. Als Patientenbeauftragter erreichen mich häufig Schreiben, in denen Erkrankte von ihren Beschwerden und von ihrer Hilfslosigkeit berichten. Viel zu selten noch erhalten Betroffene die medizinische und sozialrechtliche Unterstützung und Anerkennung, die sie benötigen und verdienen. Das liegt unter anderem daran, dass sie oftmals auf Fachpersonal – z.B. in Arztpraxen, Gerichten und Behörden - treffen, welches noch unzureichend über Long COVID informiert ist. Aus diesem Grund begrüße ich die Maßnahmen der Long COVID-Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit, die eine breit angelegte Offensive zur Verbesserung der Situation erkrankter Bürgerinnen und Bürger darstellt, außerordentlich. Die Website bietet eine erste Anlaufstelle und richtet sich nicht nur an Betroffene, sondern gezielt auch an Ärztinnen und Ärzte sowie Arbeitgebende. Uns allen sollte klar sein, dass es mit Blick auf die zunehmende Anzahl betroffener Menschen sehr viel auf- bzw. nachzuholen gibt.

Eine dringlich zu lösende Aufgabe ist, geeignete Behandlungsansätze zu finden. Mein Appell an die pharmazeutischen Unternehmen ist, klinische Studien durchzuführen oder durch Bereitstellung der Medikamente, die für die Behandlung von Long COVID weiterentwickelt werden können, zu unterstützen.

Eine weitere wichtige Zielsetzung muss sein, in allen Bereichen unserer Gesellschaft bessere Angebote und Versorgungsstrukturen für Menschen mit Long COVID zu schaffen. Die gesundheitlichen Langzeitfolgen umfassen Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Gesundheit, und schränken die Alltagsfähigkeit und die Lebensqualität mitunter erheblich ein. Viele Betroffene können nicht mehr oder nur in Teilzeit arbeiten. Kinder und Jugendlichen schaffen es nicht, ihren Schul- oder Ausbildungsalltag zu bewältigen. Zu meiner Bestürzung sind sie immer noch zu oft falschen Annahmen ausgesetzt und werden nicht ernst genommen, indem ihre Symptome verharmlost oder als psychosomatisch eingeordnet werden. Dabei ist ganz klar: Diese Erkrankten sind weder Faulenzer oder Leistungsverweigerer noch haben sie einfach nur eine Depression oder Persönlichkeitsstörung. Nein, diese Betroffenen sind ernsthaft körperlich krank und brauchen eine angemessene Beratung und Betreuung.

Nicht zuletzt müssen wir uns in unserer Gesellschaft ganz grundsätzlich und ernsthaft um Menschen mit postinfektiösen Erkrankungen, wie z.B. ME/CFS, kümmern. Aktuelle Forschungen zeigen, dass in zahlreichen Fällen die Diagnosekriterien für ME/CFS auch bei schwerem Long COVID Verlauf festzustellen sind.

Darum sehe ich in der Long-COVID-Initiative großes Potenzial für die vielen Betroffenen, die an der Multisystemerkrankung ME/CFS leiden. Es ist mir wichtig, dass die Initiative des BMG breite Unterstützung findet.

 

Vita

Am 12. Januar 2022 wurde der Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze auf Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Lauterbach durch das Kabinett zum Patientenbeauftragten der Bundesregierung berufen. Der gelernte Industriemechaniker Schwartze wurde 1974 in Bad Oeynhausen geboren und ist seit 1994 Mitglied der SPD. Seit 2009 wurde er viermal in Folge für den Wahlkreis 133 (Herford – Minden-Lübbecke II) direkt in den Deutschen Bundestag gewählt. Im Bundestag war Schwartze in den vergangenen zwei Legislaturperioden Sprecher der Arbeitsgruppe „Petitionen“ der SPD-Bundestagsfraktion.