Hinweis: Der folgende Text ist ein Gastbeitrag. Er gibt die persönliche Auffassung der Autorin beziehungsweise des Autors wieder. Der Beitrag ist keine Meinungsäußerung des Bundesministeriums für Gesundheit.

Gastbeitrag: Dr. Martin Danner

In seinem Gastbeitrag formuliert Dr. Martin Danner, der Vorsitzende der BAG Selbsthilfe, seine Aufforderung an die Politik, Versorgungsangebote für Betroffene auszubauen, Selbsthilfe zu fördern und Fortbildungen für ambulant und stationär tätige Ärzte hinsichtlich der Symptome und Behandlungsmöglichkeiten des Long COVID-Syndroms sicherzustellen.

Veröffentlicht 08.09.2023

Portraitfoto: Dr. Martin Danner

© BAG Selbshilfe

Statement BAG SELBSTHILFE Dr. Martin Danner Long COVID

Auch über drei Jahre nach Auftreten der ersten SARS-CoV-2-Infektionen ist die Versorgung der Betroffenen, die unter Long COVID-Symptomen leiden, mit großen Herausforderungen verbunden. Gesicherte Medikamente oder Therapien, die zu einer Heilung des Long COVID-Syndroms führen, sind leider bisher noch nicht bekannt. Gleichwohl gibt es Behandlungsstrategien, die eine Linderung oder gar eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation bei vielen Erkrankten ermöglichen können. Auf der anderen Seite ist der Markt aber auch voll von Angeboten, die als nutzlos oder sogar risikoreich eingestuft werden müssen. Vor diesem Hintergrund benötigen Betroffene einerseits Informationen über die neuesten Entwicklungen in der Forschung zum Long COVID-Syndrom, andererseits aber auch Unterstützung und die Möglichkeit, sich mit anderen Erkrankten auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen für eine verbesserte Lebensqualität in Alltag und Beruf zu suchen.

Selbsthilfe bietet Menschen mit Long COVID-Symptomen diese Chance; hier können sich Betroffene untereinander informieren, Erfahrungen teilen und gemeinsam die Interessen gegenüber Gesellschaft und Politik vertreten. Um die gesundheitliche Lage der Betroffenen auf breiterer Basis zu verbessern, hat die BAG SELBSTHILFE zudem mit Unterstützung der Deutschen Rentenversicherung Bund die Long COVID-Vernetzungsstelle gegründet. Es ist unser Ziel, ein aktuelles, umfassendes und realistisches Bild der Entwicklungen in der Versorgung des Long COVID-Syndroms zu vermitteln, Betroffene zu vernetzen und so für eine dauerhafte Verbesserung ihrer gesundheitlichen Lage zu sorgen.

Forderungen an die Politik und die Selbstverwaltung

  • Als BAG SELBSTHILFE halten wir es für dringend erforderlich, dass das vorhandene Wissen in der Fläche und der Versorgung ankommt; dies gilt insbesondere für die ambulante Versorgung. Zu oft noch werden Betroffene hier abgewimmelt oder ihre gesundheitlichen Einschränkungen nicht ernst genommen. Eine besondere Verantwortung kommt hier den Hausärztinnen und Hausärzten zu. In der Regel sind sie erster Ansprechpartnerinnen und -partner für die Betroffenen und sollten daher über ein breites Grundlagenwissen im Hinblick auf das Erkennen von Symptomen und die Einleitung von diagnostischen Maßnahmen verfügen. Insoweit müsste eine entsprechende Strategie entwickelt werden, wie ambulant und stationär tätige Ärztinnen und Ärzte hinsichtlich der Symptome und Behandlungsmöglichkeiten des Long COVID-Syndroms informiert und fortgebildet werden können.
  • Zudem wird eine nachhaltige und verlässliche Förderung der Long Covid Selbsthilfe gebraucht, um die dringend notwendigen Beratungs- und Unterstützungsangebote aufbauen zu können und um die Organisationsentwicklungsprozesse zur weiteren Vernetzung der lokalen Selbsthilfegruppen weiter vorantreiben zu können.
  • Insgesamt muss sich aber auch die Anzahl der Versorgungsangebote verbessern: Derzeit sind nur wenige Reha-Einrichtungen auf das Post COVID-Syndrom spezialisiert; diese sind entsprechend überlaufen, oder können den Betroffenen nicht die passenden Reha-Leitungen anbieten. Auch Post COVID- Ambulanzen gibt es noch viel zu wenige, vernetzte interdisziplinäre Versorgungsangebote auf ambulanter Ebene fehlen völlig. Hier müsste dringend Abhilfe geschaffen werden.
  • Schließlich muss weiterhin die Forschung zum Post-/ Long-Covid-Syndrom gefördert werden. Nach wie vor gibt es keine heilende Behandlung; insbesondere für schwer Betroffene ist dies ein enorme Belastung, da es für sie kaum eine echte Perspektive gibt. Vor diesem Hintergrund sollten die Anstrengungen für die Entwicklung von Therapien und Arzneimitteln intensiviert werden. So gibt etwa die USA gibt hierzu 1 Mrd. pro Jahr aus.